Reifebewertung für zivile Sicherheit

Das Projekt MultiRATE

Um Kommunikationsprobleme zwischen unterschiedlichen Teams aus Ingenieur*innen und Wissenschaftler*innen zu vermeiden, entwickelte die NASA in den 70ern eine einheitliche Skala zur Bewertung des Entwicklungsstandes von neuen Technologien, die »Technology Readiness Level« Skala. Seitdem haben sich ähnliche Reifegradskalen in anderen Industrien ebenfalls etabliert und wurden weiterentwickelt. Jedoch fehlt es heutzutage an einheitlichen Modellen, wodurch Bewertungen von verschiedenen Organisationen oft zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Genau dieses Problem, eines fehlenden gemeinsamen Verständnisses von Reifegraden, versucht MultiRATE für Produkte im Bereich der zivilen Sicherheit in Europa zu lösen.

Mit MultiRATE (Holistic framework for the MatUrity evaLuaTIon of ReAdiness level for security) ist im Dezember ein Projekt unter dem Horizont Europa Finanzierungsprogramm, mit einer Laufzeit von vier Jahren, gestartet. Neben dem Fraunhofer INT arbeiten weitere zwölf Organisationen aus elf unterschiedlichen europäischen Staaten an diesem Projekt. Es beschäftigt sich mit der Entwicklung eines Evaluierungstools zur Bewertung der Reife von Technologien und Prozessen, für zivile Sicherheit, bspw. zur Strafverfolgung oder zum Katastrophenschutz. Das Besondere dabei ist, dass das Bewertungstool einen Untersuchungsgegenstand aus sieben unterschiedlichen Perspektiven evaluieren soll. So sollen neben der technischen Reife, die gesellschaftliche Haltung gegenüber einer Technologie, ihre Markttauglichkeit, Produktionskapazitäten, Sicherheitsreife, ihr Integrationslevel oder ethisch-rechtliche Aspekte individuell betrachtet werden können, aber auch eine holistische Bewertung soll möglich sein. Ziel des Projektes ist es, dass das Tool unterschiedliche Akteure bei kritischen Fragen der objektiven Selbsteinschätzung, Anschaffung von Gerät oder Investitionen unterstützt.

Der Aufgabenfokus des Fraunhofer INT liegt auf der Methodenentwicklung für die Reifegradbestimmung in der Kategorie »Sicherheit«. Dabei sollen bisherige Methoden harmoniert sowie weiterentwickelt werden. Kurz gesagt wird zu Themen wie IT-, OT-, Cyber-, aber auch zur physischen Sicherheit geforscht und im Anschluss eine Methode für die Evaluierung der Sicherheitsreife abgeleitet.