Hochschulkooperation: Zukunftsforschung an der Hochschule Ravensburg-Weingarten

Das Fraunhofer INT kooperiert seit 2015 mit der Hochschule Ravensburg-Weingarten (RWU), die 1964 als staatliche Ingenieurschule in Ravensburg gegründet wurde. Die RWU ist eine Hochschule für angewandte Wissenschaften in einer der wirtschaftsstärksten Regionen Europas. Das Studienangebot in den Bereichen Technik, Wirtschaft und Sozialwesen wird derzeit von rund 3700 Studierenden wahrgenommen. Erklärtes Ziel der Hochschule ist es, Studierenden ihre Potentiale aufzuzeigen, zu erweitern und im interdisziplinären Dialog Zukunft zu gestalten. Damit ergeben sich Parallelen zu dem Tätigkeitsfeld und der Expertise des Fraunhofer INT. Studierenden des Masterstudiengangs »Technik-Management & Optimierung« (TMO) wird der Praxisbezug unterschiedlicher Aspekte der Zukunftsforschung in zwei Modulen, die von Wissenschaftler*innen des Fraunhofer INT betreut und gestaltet werden, nähergebracht.

Bereits lange im Curriculum des Studiengangs TMO etabliert, ist die Lehrveranstaltung »Technologiefrüherkennung und Zukunftsforschung« in der Prof. Dr. Dr. Lauster, Institutsleiter des Fraunhofer INT, regelmäßig zu Beginn des Sommersemesters unterschiedliche Methoden der Zukunftsforschung vorstellt. Neben quantitativen Ansätzen wie der Regressionsanalyse oder dem S-Kurven-Konzept liegt ein Schwerpunkt auf etablierten, qualitativen Methoden. Kreativitätsmethoden oder Befragungskonzepte wie die Delphi-Befragung, liefern dazu nicht nur für den beruflichen Kontext einen Mehrwert, sondern sind von den Studierenden oft direkt, z. B. im Kontext von Abschlussarbeiten anwendbar. Komplexere Methoden wie die Szenarioanalyse oder ein fokussiertes Roadmapping runden den Methodenüberblick ab. In integrierten Impulsvorträgen wird die Bedeutung der Zukunftsforschung sowie die Verantwortung der Ingenieur*innen dafür verdeutlicht.

In einer Projektphase, die in Form eines dreitägigen Arbeitsblocks abgehalten wird, werden die erlernten Methoden von den Studierenden an einem konkreten Fallbeispiel angewendet. Dabei ist eine innovative Technologie von den Studierenden hinsichtlich ihrer Potentiale und Risiken zu bewerten und in Form eines »Vorstandberichtes« aufzuarbeiten. Die Projektphase wird von zwei wissenschaftlichen Mitarbeitenden des Fraunhofer INT betreut, die mit ihrer Erfahrung und Methodenkompetenz Hilfestellung hinsichtlich der Methodenanwendung und der Herangehensweise liefern.

Eine Herausforderung und Zäsur der Konzeption stellten die Kontaktbeschränkungen während der Corona-Pandemie dar. Die bis dato in Präsenz abgehaltene Veranstaltungsreihe musste in kürzester Zeit auf ein digitales Format transferiert werden. Auch nach Ende der Corona-Beschränkungen überdauern einige dieser Änderungen. Neben Präsenzveranstaltungen wurde das neue hybride Konzept um Online-Vorlesungen und Videoaufzeichnungen ergänzt. Dieser Ansatz erlaubt zum einen den persönlichen Kontakt zwischen Studierenden und Lehrenden, eröffnet den Studierenden aber auch ein neues Maß an Flexibilität und Informationsverfügbarkeit.

Neben dieser schon länger etablierten Veranstaltung erweitert seit dem Wintersemester 2021/2022 eine weitere, von Frau Dr. Freudendahl gehaltene Vorlesung, den Kooperationskanon zwischen dem Fraunhofer INT und der RWU. In der Veranstaltung »Neue Materialien und Werkstofftrends« erhalten die Studierenden semesterbegleitend einen Überblick über innovative Materialien, mögliche Anwendungsfelder und Ansätze des Corporate Technology Foresights. Unter anderem werden Metamaterialien, deren Stoffeigenschaften von den üblichen, in der Natur vorzufindenden, abweichen und neuartige poröse Materialien zur Stoffaufnahme und Filterung vorgestellt. Abgeschlossen wird die online gehaltene Veranstaltung mit einer Hausarbeit zu einer der vorgestellten Materialtrends.

Unabhängig von den Lehrveranstaltungen betreibt das Fraunhofer INT gemeinsam mit der Hochschule Ravensburg-Weingarten seit 2018 ein Kontaktbüro im Technologie- und Innovationszentrum kup Ravensburg, um ansässige Unternehmen und Start-ups in technologischen Fragestellungen zu beraten.