Blockchain Reallabor im Rheinischen Revier

Autor*innen: Dr. Diana Freudendahl, Philip Sendrowski

Im Projekt „Blockchain Reallabor im Rheinischen Revier“ (September 2019 - Dezember2020) wurden   funktionierende und praxisrelevante Anwendungsbeispiele für das Potenzial der Blockchain-Technologie erarbeitet, mit speziellem Fokus auf die im Rheinischen Revier vertretenen Branchen (Energie, Produktion, Logistik, Finanzen und Versicherung) sowie für die Daseinsvorsorge. Diese Anwendungsfälle werden als Grundlage für die Schaffung eines Blockchain-Reallabors im Rheinischen Revier genutzt, das die netzwerkbasierte Zusammenarbeit in der Region, aber auch darüber hinaus, umsetzen soll. Das Projekt hat dazu über das Rheinische Revier hinaus Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft und Startups, sowie Verbänden eingebunden, um die dazu nötigen Forschungsfragen und Rahmenbedingungen zu klären und die aussichtsreichsten Use Cases und Handlungsoptionen für das Reallabor zu identifizieren. 

Blockchains stellen eine moderne Form von Kassenbüchern (engl. Ledgers) dar. Mittlerweile sind sie überwiegend digitalisiert und bilden das Rückgrat unserer Wirtschaft, sowie die Grundlagen der Buchhaltung. Sogenannte Distributed Ledger (DLT, Distributed Ledger Technology), deren bekannteste Variante Blockchains sind, erfüllen vom Prinzip her dieselben Aufgaben wie klassische Kassenbücher. Sie sind in ihrer einfachsten Form dezentrale Datenbanken, die von jedem Teilnehmenden in einem großen Netzwerk verwaltet und aktualisiert werden können. Die verteilte Architektur der Blockchains ermöglicht eine neue Art der Datenspeicherung, -‑verarbeitung und -nutzung, die über die Verwendung einfacher Datenbanken hinausgeht. Damit ergeben sich auch neue Möglichkeiten für den Aufbau von Kooperationsnetzwerken und Organisationsformen, z. B. von Unternehmen, Behörden und der Verwaltung. Zudem können neue Arten von Beziehungen in der digitalen Welt formalisiert und gesichert werden, sodass z. B. die Kosten des Vertrauens (die früher von Notaren, Anwälten, Banken, Aufsichtsbehörden, Regierungen usw. getragen wurden) durch die relativ fälschungssichere Architektur des Distributed-Ledgers vermieden werden. Um DLT sicher und vertrauenswürdig langfristig nutzen zu können, müssen bei der Umsetzung wichtige Aspekte der Cybersicherheit berücksichtigt werden. 

Im Rahmen des Projekts hat das Fraunhofer INT wichtige Rahmenbedingungen für die Schaffung des Reallabors analysiert und Handlungsempfehlungen formuliert. Es wurde eine ausführliche Technologieanalyse angefertigt und eine Bestands- und Bedarfserhebung für DLT in Nordrhein-Westfalen durchgeführt, wobei unter anderem Akteure und Anwendungsfälle auf der Basis der aktuellen und zukünftigen Potentiale der Blockchain-Technologie identifiziert wurden. Zudem wurde die Einbindung von Stakeholdern in die Entwicklung des Reallabors durch partizipative Methoden unterstützt.

Zu diesen Methoden zählen neben Interviews, Online-Umfragen, verschiedenen Workshop-Formaten, wie World Cafés, auch die Umsetzung eines Interaktionsformats für die Abschlussveranstaltung im Dezember 2020. Corona-bedingt musste diese als hybride Veranstaltung stattfinden. Doch konnte auch auf digitale Weise mit den Teilnehmenden gut interagiert werden und ihre Einschätzungen abgefragt werden. 

Im Laufe des Projekts hat das Fraunhofer INT wesentliche Grundlagen für das Projekt und die weitere Entwicklung des Blockchain Reallabors gelegt. Derzeit läuft die Vorbereitung für die konkrete Etablierung des Blockchain Reallabors.