Die Energiewende beschäftigt nicht nur Industrie, Politik und Privatpersonen, auch im militärischen Bereich halten innovative Technologien Einzug und sorgen für einen neuen Umgang mit dem Thema Energie. Das Fraunhofer INT ist Teil des Konsortiums des EU-Projekts NOMAD, das sich mit neuen Systemen zur Energiespeicherung für militärische Feldlager beschäftigt. NOMAD steht dabei für »NOvel energy storage technologies usable at MilitAry Deployments in forward operating bases«.
Angesichts der Notwendigkeit Feldlager nachhaltiger, CO2-neutral und unabhängiger von fossilen Brennstoffen zu betreiben, ist es unerlässlich, die heutigen konventionellen Dieselgeneratoren schrittweise zu hybridisieren und durch erneuerbare Energiequellen zu ergänzen oder sogar vollständig zu ersetzen. Für den kontinuierlichen Betrieb eines mobilen Energiesystems auf der Basis von erneuerbaren Energiequellen wird die Speicherung elektrischer Energie als eine Schlüsseltechnologie angesehen. Der Fokus von NOMAD wird dabei auf eine stabile und flexible Energieversorgung, erhöhte Sicherheit, Einsparung von Kraftstoffen und Wartungskosten, eine Standardisierung von militärischen Speichersystemen, Interoperabilität mit anderen Armeen und die Modularisierung der Stromversorgung gelegt.
Im Rahmen von NOMAD werden Konzepte und möglichen Architekturen für zukünftige, militärische Energiespeichersysteme unter sich extrem wandelnden internen und externen Anforderungen entwickelt. Im vergangenen Jahr wurden aktuelle Energiespeichersysteme bewertet, die für die zivile Nutzung entwickelt wurden und in militärischen Feldlagern eingesetzt werden könnten. Eine anwendungsorientierte Analyse der Anforderungen und Erwartungen an solche Energiespeichersysteme basiert auf einem speziell für diesen Kontext entwickelten Fragebogen, der von den beteiligten Europäischen Verteidigungsministerien und Partnern beantwortet wurde.
Das NOMAD-Projektteam vereint 18 Partner aus Industrie und Wissenschaft aus 9 europäischen Ländern, die von den nationalen Verteidigungsministerien unterstützt werden. Koordinator des Projekts sind das spanische Unternehmen ARPA und das spanische Verteidigungsministerium. Aus Deutschland sind neben den drei Fraunhofer-Instituten INT, ICT und IISB die Industriepartner VINCORION und EAS Batteries beteiligt. Das Fraunhofer INT bringt in das Konsortium insbesondere seine Expertise im Bereich der Technologievorausschau ein. Beispielsweise wird das Recycling von Lithium-Ionen Batterien untersucht, da dieses eine potenzielle Quelle von Lithium für neue Lithium-Ionen Batterien darstellt.
In sieben Arbeitspaketen wird das NOMAD-Projektteam über vier Jahre unter Berücksichtigung der Bedarfe hinsichtlich der Energieversorgung von militärischen Feldlagern und der Analyse bestehender und zukünftiger Systemlösungen auf Tests unter Realbedingungen hinarbeiten.
Finanziert wird NOMAD aus dem Europäischen Verteidigungsfond (European Defence Fond, EDF), der von 2021 bis 2027 kooperative Forschungs- und Entwicklungsprojekte der EU-Mitgliedstaaten im Bereich Verteidigung fördert und insgesamt knapp 8 Milliarden Euro umfasst. 2022 wurden insgesamt 924 Millionen Euro im Rahmen des EDF bereitgestellt. Fördermittel können von Zusammenschlüssen bestehend aus mindestens drei Unternehmen oder Einrichtungen aus mindestens drei EU-Mitgliedsstaaten beantragt werden. Langfristig soll der EDF damit die Zusammenarbeit der EU-Mitgliedsstaaten im Verteidigungsbereich fördern und die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der europäische Verteidigungsindustrie sichern.