Interview mit Melanie Martini
Mit welchen Themen beschäftigst Du Dich am Fraunhofer INT?
Ich arbeite in der Gruppe KATI® Lab, welche ein Tool namens KATI® für die datengestützte Analyse zukünftiger Technologien entwickelt. Mit meinem Hintergrund in der Informatik arbeite ich vor allem im Bereich Data Science. Spezialisiert habe ich mich auf die Analyse von Patentdaten, darüber schreibe ich auch gerade meine Dissertation.
Letztes Jahr warst Du im Rahmen Deiner Arbeit zwei Monate in Cambridge. Wie kam es dazu?
Genau, im Rahmen meiner Promotion und meiner TALENTA*-Förderung hatte ich die Möglichkeit, aus meinem gewohnten Umfeld heraus zu kommen und von einem anderen Standort aus zu forschen. Für Cambridge habe ich mich entschieden, weil die Forschung dort thematisch sehr gut zu meiner Arbeit am Fraunhofer INT passt. Nach ein paar Meetings mit dem dort zuständigen Prof. Frank Tietze und einem bewilligten Stipendium der Heinrich-Hertz-Stiftung, habe ich mich am
1. Januar 2024 auf den Weg in das Vereinigte Königreich gemacht. Ich hatte eine tolle Zeit an der University of Cambridge, genauer gesagt in der Forschungsgruppe »Innovation and Intellectual Property Management (IIPM)« am »Institute for Manufacturing (IfM)«.
Warum hast Du Dich für den Forschungsaufenthalt entschieden?
Ein gewisser Grad an Fernweh hat natürlich eine Rolle gespielt, vor allem hat es mich aber interessiert, wie das Leben an so einer alten und renommierten Universität abläuft. Ich hatte gehofft, Inspiration für meine Forschung zu finden und neue Kontakte zu knüpfen. Gerade in so einem interdisziplinären Feld wie der Technologievorausschau ist das wichtig. Mein Plan ist jedenfalls aufgegangen. Ich habe viele inspirierende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler getroffen, zu denen ich weiterhin Kontakt habe und die zwei Monate haben mich sehr bereichert.
Was hast Du während deines Forschungsaufenthalts genau gemacht?
Prof. Tietze und ich haben zusammen mit einer kleinen Gruppe an Forschenden an der Identifikation von potenziell disruptiven Innovationen mittels Patenten geforscht. Also daran, ob und wie man Patentdaten analysieren kann, um frühzeitig Innovationen zu erkennen, die das Potenzial haben, etablierte Märkte aufzurütteln. Dadurch, dass ich vor Ort war, konnten wir sehr effizient zusammenarbeiten und auch regelmäßig Feedback von Kolleginnen und Kollegen aus dem IIPM einholen.
Wie hat sich dieses Forschungsthema nach deiner Zeit in Cambridge weiterentwickelt?
Aus meinem Forschungsaufenthalt ist ein Konferenzbeitrag entstanden, welchen ich bei der International Society for Professional Innovation Management (ISPIM) Konferenz im Sommer 2024 vorgestellt habe. Das waren aber nur vorläufige Ergebnisse, aktuell forschen wir weiter an dem Thema, da es wirklich komplex aber auch sehr relevant ist.
Was hat Dir an Deinem Forschungsaufenthalt am besten gefallen?
Es war einfach toll, so viele interessante Leute kennenzulernen! Die University of Cambridge ist wirklich ein inspirierender Ort. Dort kommen so viele Ideen und Fähigkeiten zusammen, dass alles möglich scheint. Hinzu kommen die beeindruckenden, alten Gebäude – ganz besonders die Colleges – die die kleine aber feine Stadt zu etwas ganz Besonderem machen, und das Uni-Leben, welches sich stark an den dazu gehörigen Traditionen orientiert.
Hast Du noch einen Tipp für unsere Leser und Leserinnen, was man in Cambridge gesehen oder gemacht haben muss?
Man kann Cambridge sehr gut in einem Tag zu Fuß erkunden. Manche der schönsten Ecken sieht man allerdings nur vom Fluss, der Cam, aus. Daher empfehle ich eine Punting-Tour, eine einzigartige Art sich mit dem Boot fortzubewegen. Außerdem gibt es in den (sehr großen) Kapellen der Colleges (zum Beispiel im King’s College) täglich Gottesdienste, die für alle offen sind. Das ist die perfekte Chance, die jeweiligen Innenhöfe zu besuchen, die sonst für Besuchende geschlossen sind. Für das leibliche Wohl ist ein Eis bei Jack’s Gelato, direkt neben dem berühmten Eagle Pub, unverzichtbar.
